"Der hohen Verantwortung als Publizistinnen und Publizisten gerecht werden"

Von Golli Marboe für den Verband katholischer Publizistinnen & Publizisten Österreichs, 10. September 2025, aus Verband katholischer Publizistinnen & Publizisten Österreichs

Stellungnahme des Verbandes der katholischen Publizistinnen und Publizisten in Österreich zum Welttag der Suizidprävention am 10. September.

Laut Bericht des Bundesministeriums für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz (BMSGPK) starben im Jahr 2023 insgesamt 1.212 Personen durch Suizid. Das entspricht etwa drei Selbsttötungen pro Tag. Diese Zahl, ebenso wie die anhaltende öffentliche Debatte im Zuge der Eröffnung der Möglichkeit des assistierten Suizids, macht das Thema Suizid bzw. Suizidprävention somit zu einem medial relevanten Thema.

"Menschen, die durch Suizid sterben, möchten nicht tot sein; sie halten es nur so, wie sich das Leben für sie in dem Moment anfühlt, nicht mehr aus."

Die Berichterstattung rund um Suizid stellt dabei eine der großen Herausforderungen für Journalistinnen und Journalisten, Medienschaffende und Publizist:innen dar. Schließlich gibt es wohl kaum eine intimere Materie als die Auseinandersetzung mit dem Tod. Dementsprechend muss die mediale Berichterstattung mit großer Sensibilität und hoher Kompetenz und Empathie für die betroffenen Menschen erfolgen. Dies gilt für jede Form der Selbsttötung bzw. des Suizidversuchs. Als Verband Katholischer Publizistinnen und Publizisten Österreichs ist es uns wichtig zu unterstreichen, dass Suizide keinen Ausweg bieten: Menschen, die durch Suizid sterben, möchten nicht tot sein; sie halten es nur so, wie sich das Leben für sie in dem Moment anfühlt, nicht mehr aus.

Wichtige Unterscheidung verschiedener Formen der Kommunikation

Publizistinnen und Publizisten sollten sich bei der Berichterstattung über das Thema Suizid der Tatsache bewusst sein, dass ihnen eine hohe Verantwortung zukommt – und dies im Blick auf den Schmerz der Hinterbliebenen ebenso wie im Blick auf die Vermeidung von Nachahmungstaten. Wenn man in der Berichterstattung etwa der Grundhaltung folgt, dass jede noch so ausweglos erscheinende Krise bewältigt werden kann und der Tod bei Hinterbliebenen eine nicht zu schließende, schmerzende Wunde hinterlässt, so kann dies sogar neue Perspektiven eröffnen.

"Eine qualitätsvolle Berichterstattung sollte mehr Fragen als Antworten bieten, Missstände aufzuzeigen, wo sich diese abzeichnen, die Bedürfnisse Hinterbliebener im Auge haben und in besonderer Weise die journalistischen Gepflogenheiten sorgsamer Kontrolle und Faktencheckings beachten."

Prinzipiell gilt es, zwischen zwei Formen der Kommunikation zu unterscheiden: Einer aktivistischen Kommunikation, bei der Journalist:innen das Ziel verfolgen, die Rezipient:innen von der eigenen Position zu überzeugen; und einer journalistischen Kommunikation, in der unterschiedliche Blickwinkel auf ein Thema recherchiert und dann dargestellt werden. Die aktivistische Kommunikation zeigt vermeintlich einfache Lösungen, funktioniert ähnlich wie Werbung und ist traditionell hierarchisch. Der journalistische Zugang trägt dazu bei, die Rezipient:innen zu ermächtigen und in die Lage zu versetzen, selbst jene Aspekte zu wählen, die sie für passend erachten.

Oberster Maßstab bleibt die Menschenwürde

Gerade wenn es um Fragen des psychischen Wohlbefindens bzw. den Umgang mit psychischen Krisen geht, sollen Journalist:innen und Medienschaffende sich der Tatsache bewusst sein, dass es nie nur ein Rezept, nie nur einen Weg gibt. Oberster Maßstab muss hier die Menschenwürde sein, die jedem einzelnen zukommt – egal, in welcher körperlichen oder psychischen Verfassung er/sie sich befindet.

Eine qualitätsvolle Berichterstattung sollte mehr Fragen als Antworten bieten, Missstände aufzuzeigen, wo sich diese abzeichnen (etwa in der Gesundheitsversorgung), die Bedürfnisse Hinterbliebener im Auge haben und gerade angesichts dieses sensiblen Themas die journalistischen Gepflogenheiten sorgsamer Kontrolle und Faktencheckings beachten. 

Für den Verband: Golli Marboe, Journalist, Autor und stv. Vorsitzender des Verbands katholischer Publizistinnen und Publizisten Österreichs.

Linktipp: Leitfaden des Kriseninterventionszentrums Wien zur Berichterstattung über Suizid

Von Golli Marboe für den Verband katholischer Publizistinnen & Publizisten Österreichs, 10. September 2025, aus Verband katholischer Publizistinnen & Publizisten Österreichs

Zurück
Zurück

Suizidprävention: Warum Journalismus Leben retten kann

Weiter
Weiter

Jugend unter Druck - Golli Marboe spricht in Gurten über mentale Gesundheit