Mentale Gesundheit: Schulpsychologische Dienste werden ausgebaut

14. August 2025, 10:38 aus kathpress

Bildungsminister Wiederkehr: In heurigem und im kommenden Schuljahr sollen jeweils 70 Schulpsychologinnen und -psychologen neu eingestellt werden - Kooperation des Ministeriums mit "mental health days" wird ausgeweitet, um psychologische Gesundheit als gesamtgesellschaftliches Thema sichtbar zu machen

Wien, 14.08.2025 (KAP) Die schulpsychologischen Angebote in Österreich sollen massiv ausgebaut werden, um so besser auf die Belastungssituationen von Schülerinnen und Schülern sowie von Lehrlingen reagieren zu können. Das kündigte Bildungsminister Christoph Wiederkehr (NEOS) bei einer Pressekonferenz der "mental health days" am Donnerstag in Wien an. Konkret sollen im heurigen und im kommenden Schuljahr jeweils 70 Schulpsychologinnen und -psychologen neu eingestellt und nach Bedarf auf die Bundesländer aufgeteilt werden. So soll das schulpsychologische Angebot verdoppelt werden. Derzeit kommt eine Psychologin bzw. Psychologe auf 6.000 Schülerinnen und Schüler.

Insgesamt sei es wichtig, das Bewusstsein für das Thema der psychischen Gesundheit gerade in den Schulen auszuweiten. Entsprechend würde das Thema mentale Gesundheit auch in die derzeit in Überarbeitung befindlichen neuen Lehrpläne integriert, kündigte Wiederkehr weiters an. Außerdem werde die Kooperation mit externen Angeboten wie eben den vom katholischen Journalisten und Medienwissenschaftler Golli Marboe gegründeten "mental health days" ausgebaut. Dazu sei das entsprechende Budget von 30.000 auf 120.000 Euro pro Jahr aufgestockt worden. Eine weitere Ausschreibung für das Projekt "Starke Schule. Starke Gesellschaft" sei in Vorbereitung.

Wie Marboe bei der Pressekonferenz in Wien berichtete, konnten im vergangenen Jahr in österreichweit 230 Schulen rund 2.600 Workshops zur mentalen Gesundheit durchgeführt werden und so rund 150.000 Schülerinnen, Schüler und Lehrlinge erreicht werden. Die Resonanz sei durchwegs positiv, sodass man das Angebot nach Möglichkeit ausbauen werde. Dazu soll auch ein neu eingesetzter Jugendbeirat helfen. Zudem wurde die Ludwig-Maximilians-Universität München mit der wissenschaftlichen Untersuchung der Wirkung der "mental health days" beauftragt, die seit inzwischen vier Jahren bestehen.

Umgang mit Leistungsdruck

Bei der Pressekonferenz wurden auch Umfragen unter Schülerinnen und Schülern zum Thema Leistungsdruck präsentiert. Neben Mobbing, Körperbewusstsein & Essstörungen, Handy- und Internetabhängigkeit, Alkoholsucht, Depression, Suizidalität und Ängste ist das Thema Leistungsdruck und Prüfungsangst eine der acht Säulen, aus denen sich die Hilfsangebote der "mental health days" zusammensetzen bzw. die in Workshops an Schulen in unterschiedlichen Schulstufen behandelt werden.

Demnach ergab eine Umfrage unter 14.000 Jugendlichen und jungen Erwachsenen zwischen 13 und 15 Jahren, dass die Hälfte den Anspruch auf Perfektion an sich selber erhob. Das sei bedenklich, spiegele aber gewissermaßen ein gesamtgesellschaftliches Phänomen, so die Präsidentin des Österreichischen Bundesverbandes für Psychotherapie, Barbara Haid. "Wir leben in einer Leistungsgesellschaft - und da kann der Perfektionismus auch krank machen." Gewiss sei ein gewisses Maß an Streben nach Verbesserung normal und förderlich für die Entwicklung eines gesunden Selbstwertgefühls - Perfektionismus führe jedoch in einen "Teufelskreis". Daher sei es wichtig, zu lernen, von "perfektionistischen Bildern" seiner selbst Abstand zu gewinnen und auch "Scheitern zu lernen" und daran zu wachsen.

Neues Fach zur vertieften Medienbildung

Ein weiteres zentrales Thema der psychischen Gesundheit sei das Thema Handynutzung bzw. "Handysucht": Hier unterstrichen Haid und Wiederkehr die Bedeutung einer schulisch zu stärkenden Medienkompetenz. Diese solle ebenfalls im Rahmen der Überarbeitung der Lehrpläne auch in der Oberstufe zu einem eigenen Fach werden: Neben dem bereits gestarteten Fach der digitalen Grundbildung in der Unterstufe soll künftig in der Oberstufe ein Fach vertiefte Medienbildung eingeführt werden.

Alle Beteiligten - darunter auch die in den Jugendbeirat gewählte erste weibliche Auszubildende im Lehrberuf "Applikationsentwicklung/Coding" bei den ÖBB - betonten abschließend, dass es beim Thema mentale Gesundheit in Schulen auch wesentlich sei, die Eltern mit an Bord zu haben. Schließlich würden diese wichtige Bezugspunkte darstellen zu den Schülerinnen und Schülern und nicht selten ihre eigenen unerfüllten Wünsche, verpassten Chancen und Sehnsüchte auf die eigenen Kinder projizieren. Nur im Zusammenspiel von Schülern, Lehrpersonen und Eltern könne es gelingen, nachhaltig die mentale Gesundheit zu stärken. (Infos: www.mentalhealthdays.eu)

14. August 2025, 16:06 aus kathpress

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